Das Emmaus-Zentrum in Bad Griesbach ist ein Modellfall und ein Glücksfall für die Ökumene. Die katholische und die evangelische Kirche haben gemeinsam ein Ökumenisches Zentrum mit einer Kirche und gemeinsam genutzten Räumen erbaut, unterhalten sie gemeinsam und bieten darin miteinander Seelsorge an. Entworfen wurde dieser Bau von den Architekten Alexander Freiherr von Branca, Norbert Liebich und Otto Hofmeister.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die Kirche vor. Aber am besten, Sie sehen sich dieses besondere Gebäude vor Ort selbst an! Wir bieten regelmäßig Kirchenführungen an. Außerdem liegen in der Kirche Flyer mit architektonischen Hinweisen bereit.
Das Gebäude
Die Kirche ist ein halbrunder Bau. Durch den Haupteingang führt die Mittelachse zum Altar, der im „Schnittpunkt“ des Raumes vor der halbrunden, ausgemalten Apsis steht. Im Mittelpfeiler des Haupteingangs über dem Grundstein erinnert ein Kaskadenbrunnen mit Wasserauffangbecken an das „Wasser des Lebens“ – das Weihwasser oder auch an das Heilwasser des Thermalbades. In diesem zentralen Kirchenraum werden Abendmahl, Eucharistie, ökumenische Gottesdienste und Gottesdienste in freier Form gefeiert. Eine Querachse kreuzt die Hauptachse des halbrunden Kirchenraumes auf Höhe des Altars. An deren Enden schließen sich links die evangelische Vater unser-Kapelle und rechts die katholische Sakramentskapelle an den gemeinsamen großen Gottesdienstraum an. Über ein lichtdurchflutetes Foyer links vom Kirchenraum gelangen die Besucher zum Kreativraum und zum Emmaus-Saal (mit Küche), die für kleinere und größere Gruppen in der Ökumenischen Kurseelsorge zur Verfügung stehen und in denen verschiedene ökumenische Angebote stattfinden.
Das Kreuz
Im zentralen Kirchenraum führt der Bremer Bildhauer Prof. Waldemar Otto dem Besucher mit der Personengruppe in der Mitte des großen Metallkreuzes, welches über dem Altar hängt, einen Ausschnitt der Emmaus-Erzählung eindrucksvoll vor Augen. Die zwei Jünger, links in der Personengruppe, sind dargestellt als „wohlgeformte“ Menschen von heute. Sie stecken die Köpfe zusammen, sprechen miteinander über das, was sie bewegt, beschäftigt und gehen so ihres Weges. Jesus, rechts in der Figurengruppe, im Corpus flach gestaltet aber mit deutlich nach vorne weisender Hand, geht unaufdringlich mit einladender und wegweisender Geste mit den Jüngern. Dieses Emmaus-Kreuz drückt aus, dass Jesus mit uns geht und uns auf unseren Lebenswegen begleitet – unaufdringlich einladend.
Der Altarraum
Der Nürnberger Maler Oskar Koller gestaltete mit viel Farbe das große Wandgemälde im Altarraum, das im Mittelteil den Eindruck eines „Lichtwasserfalls“ erweckt. Dieses Gemälde ist in seiner Komposition so aufgebaut, dass es zur Mitte, dem Metallkreuz mit den Emmaus-Jüngern und Jesus, führt. Licht bricht, wenn auch noch im Hintergrund, in die Situation der Emmaus-Jünger herein. Diese Farben des Altarraums wurden in den Seitenfenstern der Apsis von dem Glaskünstler Florian Lechner aus Steinach aufgenommen. So wirkt und strahlt das Altarbild mit seinen Farben in den Kirchenraum und damit auch zu den Menschen, denen die Botschaft der Emmaus-Geschichte auch heute gilt.
Unter dem Kreuz steht der gemeinsame Altar aus Granit, gestaltet vom Architekten Norbert Liebich, auf dem das Abendmahl und die Eucharistie gefeiert werden. Die Altarplatte wird getragen von paarweise aus dem Boden ragenden Granit-Säulen. Man könnte sie als Arme deuten, deren Hände die Tischplatte tragen. Der Ambo besteht aus zwei Granit-Stelen. Diese werden zum einen verbunden durch eine strukturierte Glasplatte, in die ein Alpha und ein Omega eingezeichnet sind, zum anderen durch die doppelseitige Buchauflage. Diese beiden Granit-Stelen können für das Alte und Neue Testament stehen, auf die sich alle christlichen Kirchen beziehen.
Der Kreuzweg
Unter dem Leitgedanken „Seht den Menschen“ wurden von Prof. Waldemar Otto acht Stationen eines Kreuzwegs gestaltet. Diese haben ihren Platz zwischen den Säulen in der Emmauskirche gefunden. Der Künstler selbst sieht das Kreuz in der Welt meist versteckt in den „Zwischenräumen“. Beim Betrachten dieser Kreuzwegstationen hat man immer auch einen schmalen Durchblick zwischen den Säulen auf das farbige Osterbild in der Apsis.
Die Vater-unser-Kapelle
Die evangelische Vater-unser-Kapelle trägt deshalb den Namen, weil an der linken Seitenwand das Vater unser-Gebet in Graffito-Technik angebracht ist. Gegenüber dieser Vater unser-Wand mit Kerzenständer und Anliegen-Buch vereinigt ein raumhohes Glasfenster die Motive Gethsemane, Karfreitag und Ostern — Lebenserfahrungen, die auch Menschen von heute kennen. Beide, das Vater unser-Gebet in Graffito-Technik, wie das Glasfenster stammen von dem Münchner Maler Hubert Distler. Ein schlichter, aber eindrucksvoller Christus-Korpus, entworfen von der Bildhauerin Marie-Luise Wilkens, hängt mit weit geöffneten Armen über dem tragbaren Altartisch gegenüber dem Zugang zur Kapelle.
Die Sakramentskapelle
An der Stirnseite dieser Kapelle, die durch das strukturierte Glasfenster in leicht blaues Licht getaucht ist, steht der Sakramentsaltar; der Altartisch aus Adneter Marmor mit einem Tabernakel-Aufbau in Bronze. Ein Kreuz ohne Korpus, dessen unteres Ende die Form eines Ankers hat, krönt den Bronzeaufbau. Stilisierte, leicht vergoldete und versilberte Flammen zeichnen sich auf dem Sakramentshaus ab, das man als flammendes Herz interpretieren kann. Von oben nach unten gesehen kann man im Aufbau des Tabernakels die „drei göttlichen Tugenden“ sehen: Glaube = Kreuz, Hoffnung = Anker und Liebe = flammendes Herz. Eine 200 Jahre alte Darstellung der Krönung Mariens befindet sich an der rechten Seitenwand. Zu dieser Mariendarstellung rankt sich ein bronzener Kerzenleuchter mit Zweigen und Blüten als „Lichter-Strauch“.
Links vom Sakramentsaltar steht auf einer Marmorsäule eine Bronzefigur des Hl. Bruder Konrad von Parzham in knieender Haltung, ein Kreuz in seinen Händen. Der Hl. Bruder Konrad, der Rottaler Heilige und dritte Patron der Diözese Passau, stammt aus dem nahegelegenen Parzham im Stadtbereich von Bad Griesbach. Die gesamte künstlerische Ausgestaltung schuf der Passauer Bildhauer Leopold Hafner. Eine sitzende, barocke Mantelmadonna mit dem Jesuskind auf dem Schoß und einem Zepter in der rechten Hand, gestiftet von Dr. Hans-Karl Fischer, hat ihren Platz an der Wand zwischen Sakramentsaltar und Krönung Mariens gefunden.
Die Orgel
Die Orgel der Firma Jann aus Allkofen bei Regensburg/Laberweinting steht mit ihrem glänzenden Prospekt auffallend und imposant neben dem Altarraum im vorderen Bereich der Kirche. Sie wurde bald nach der Einweihung des Gotteshauses im Jahr 1996 erbaut und verfügt über 17 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. Dem Organisten steht eine Setzeranlage zum digitalen Abspeichern der Registrierungen (gewählten Klangfarben) zur Verfügung. Für ein präzises und angenehmes Orgelspiel sorgt die komplett mechanische Spieltraktur, also die Verbindung zwischen Taste und Pfeifenventil. Wegen der Positionierung der Orgel im Blickfeld des Besuchers und der guten akustischen Verhältnisse wird die Orgel neben der Gottesdienstgestaltung auch gerne in Konzerten eingesetzt, die in der Regel einmal monatlich stattfinden
Die Glocken
In einem offenen Glockenstuhl über dem Kirchendach, sichtbar aus dem Kirchenraum, hängen zwei Glocken übereinander. Die katholische Glocke ist dem Rottaler Heiligen Bruder Konrad geweiht, die evangelische Glocke dem Reformator Dr. Martin Luther. Beide Glocken, gegossen von der Firma Perner aus Passau, laden gemeinsam zu den Gottesdiensten ein - geeinte Verschiedenheit beider Konfessionen.
Das Glockenspiel
In einer Außennische des Emmaus-Zentrums hängt ein Glockenspiel, bestehend aus 12 Glocken. Dieses lässt auf das Kirchenjahr abgestimmte Lieder aus dem evangelischen Gesangbuch wie auch aus dem katholischen Gotteslob erklingen und lädt damit zum Lobe Gottes ein.